Um es vorweg zu nehmen: dies ist kein Buch über Oberon, sondern ein Buch über objektorientierte Programmierung. Dementsprechend geht es nicht primär um Oberon-2, sondern um die Objektorientierung. Es handelt sich um die dritte Auflage. Die erste Auflage ist von 1992, die zweite von 1994. Nikolaus Wirth hat das Geleitwort geschrieben.
Aber nun zum Aufbau und zum Inhalt des Buches. Das erste Kapitel erklärt auf 16 Seiten die Grundideen von Objektorientierung und stellt den Unterschied zur herkömmlichen - imperativen - Programmierung dar und gibt einen Überblick über die Geschichte objektorientierter Programmierung. Das zweite Kapitel liefert eine sehr kurze Einführung in die Sprache Oberon-2, insgesamt 15 Seiten. über Datenabstraktion und Klassen kommt der geneigte Leser dann zu Vererbung, dynamischer Bindung und Kontrakten. Nachdem alle Begriffe der Objektorientierung geklärt sind, wird mit Hilfe von typischen Anwendungen versucht, die Vorteile von objektorientierter Programmierung darzustellen. Ein weiterer Teil des Buches, und wohl der wesentlichste, sind die Kapitel über Entwurfsmuster, den objektorientierten Entwurf und Frameworks hin zu etwas größeren Beispielen, die im 12. Kapitel gebracht werden. Das dreizehnte Kapitel behandelt Kosten und Nutzen der Objektorientierung. Der Anhang behandelt die Sprachdefinition von Oberon-2 und die Bibliotheksmodule.
Ich habe mir insbesondere die Kapitel über objektorientierten Entwurf und Frameworks angeschaut, da mir dieses die essentiellen Kapitel dieses Buches zu sein scheinen. Kapitel 10, Objektorientierter Entwurf, behandelt auf 20 Seiten die Besonderheiten der Objektorientierung, und die dabei auftretenden Probleme, bzw. die Entwurfsfehler. Aufgrund dieses Kapitels kann man sehr gut die Besonderheiten der OO nachvollziehen. Zunächst geht der Autor auf die Methode der schrittweisen Verfeinerung ein und erläutert, warum diese Methode nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Im darauf folgenden Abschnitt wird die Objektorientierung erklärt und die Vorteile dargelegt. Anschließend erläutert er die Möglichkeiten des Findens von Klassen, und die Entwurfsmethoden der objektorientierten Programmierung. Im folgenden Kapitel geht er auf Frameworks ein. Auch hier geht der Autor anhand von Beispielen auf die Grundlagen von Frameworks ein und schildert deren Vorteile.
Mein Fazit zu diesem Buch, eine gelungene Einführung in die Welt der Objektorientierung.
Michael Bohn
HANSPETER MÖSSENBÖCK
Objektorientierte Programmierung in Oberon-2
330 Seiten, 3. Auflage, 1998 Springer Verlag
ISBN 3-540-64649-3