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Petris Netze am Fuße der Pyrenäen


Über eine rundum gelungene Summer School mit internationalem Flair im spanischen Jaca

Im Rahmen des von der EU unterstützten MATCH-Projektes fand vom 14. bis zum 22.September in Spanien eine Summer School zum Thema ''System Engineering - A Petri Net Based Approach to Modelling, Verification and Implementation'' statt. An diesem Projekt wirkten neben Vertretern unseres Fachbereichs auch Informatikerinnen und Informatiker der Universitäten in Eindhoven, Paris und Saragossa mit. Angestrebt und erfolgreich umgesetzt wurde ein Austausch über den Forschungsstand bei Petri-Netzen sowie ein Einblick in die Möglichkeiten ihrer praktischen Anwendung.

Neben den Professoren (Vertreter unseres Fachbereichs war Herr Rüdiger Valk) und Assistenten (Berndt Farwer, Daniel Moldt, Mark-Oliver Stehr, Frank Wienberg) der oben erwähnten Unis (etwa 16 Personen) nahmen an dieser Veranstaltung 26 Petri-Netz- Interessierte (in der Regel Doktoranden) aus vielen europäischen Ländern sowie aus Brasilien, Japan und Senegal teil. Auch ich konnte dabeisein, was mich kurz vor dem Abflug nach Barcelona in einen Zustand gespannter Erwartung versetzte. Wie würde es dort wohl aussehen? Was würde denn dort genau passieren?

Schon meine ersten Eindrücke waren überaus positiv und ließen meine Bedenken verfliegen. Unser ,,Einsatzort'' war die Residenz der Universität Saragossa in Jaca, einem ca. zwei Autostunden nördlich von Saragossa entfernten, idyllisch in den Pyrenäen gelegenen Städtchen. Bereits bei der Autofahrt konnten wir die malerischen Landschaften von Katalonien und Aragonien bewundern sowie schon mal Bekanntschaft mit dem spanischen Temperament schließen. Am nächsten Tag nämlich fand sich eine mysteriöse Beule an unserem Mietauto, deren Herkunft nie so recht geklärt werden konnte...

Der Terminkalender für diese 9 Tage war randvoll gefüllt. Am Vormittag (von 9 bis 13 Uhr) sowie nach der ortsüblichen und unabdingbaren Siesta (von 15 bis ca. 16:30) gab es Vorträge zu den Forschungs- und Einsatzgebieten der Veranstalter. Da kamen unter anderem Themen wie Coloured und High-Level Petri Nets, Modelling Process, Workflow Management Systems, Flexible Manufacturing Systems, State Space Based Methods, Formal Design of Telecommunication, Structural Methods oder Prototyping zur Sprache. Neben den theoretischen Auseinandersetzungen gab es am Nachmittag nach den Lektionen die Möglichkeit, die gerade gewonnenen Erkenntnisse durch praktische Arbeit mit verschiedenen Petri-Netz-Tools (Macao, PROTOS, ExSpect, COSA, WFS) anhand der gestellten Aufgaben zu überprüfen und anzuwenden.

Trotz der Fülle des Stoffes und der Engpässe im Kalender hatten wir genug Zeit und Motivation, um uns mit den Vortragenden und anderen Teilnehmern über die neuen Informationen in Kleingruppenarbeit oder Diskussionen auseinanderzusetzen. Nicht nur ich, sondern viele der anderen Teilnehmer erhielten auf diese Weise viele interessante Anregungen und nahmen jede Menge neuer Ideen für die weitere Arbeit mit nach Hause. Die Tage in Jaca waren deshalb für uns alle so ein großer Gewinn, weil wir dort eine perfekte Mischung aus intensiver Arbeit, inspirierender Internationalität, beeindruckender Natur und einfach angenehm zerstreuender Unterhaltung vorfanden.

Denn nicht nur die neuen Erkenntnisse und Inhalte standen im Mittelpunkt dieser Zusammenkunft der Theoretiker - es gab auch genug Raum, um neue Petri-Netz-Fans kennenzulernen oder einfach nur zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Von dieser Möglichkeit machten die meisten von uns regen Gebrauch. So wurde es zu einer sehr angenehmen Tradition, daß wir jeden Abend ohne Rücksicht auf Verluste Jaca ,,unsicher'' machten. Und das, obwohl wir dabei immer an einer ziemlich antiquarisch aussehenden und deshalb besonders kultigen Militärkaserne vorbeiwandern mußten.

Auch die zu dieser Zeit stattfindende Vuelta (das spanische Pendant zur Tour de France) stieß bei uns auf reges Interesse, zumal eine der Etappen durch das Zentrum unseres kleinen Städtchens nach Canfranc bei Jaca ging und das Doping-Team Festina in einem Hotel um die Ecke übernachtete. (Apropos: Ein paar Aufputschpillen hätten wir bei unserem Streß auch ganz gut gebrauchen können, aber Monsieur Virenque wollte sie nicht rausrücken...)

Jedenfalls nutzten wir durchaus die Gelegenheit, das mittelalterliche Städtchen Jaca zu verlassen und dabei die Schönheit der Pyrenäen zu entdecken und zu bewundern. So bekämpften wir erfolgreich die Gefahr, daß uns 24 Stunden am Tag nur die Netze von Petri im Kopf hätten herumschwirren können. Das wäre ja doch des Guten ein wenig zu viel gewesen.

Einer unserer zwei Ausflüge führte uns zu einer sehr alten, fürstlichen Anlage, die regelrecht in einen Felsen in den Bergen hineingebaut wurde. Überaus reizvoll und abwechslungsreich war auch unsere ganztägige Wanderung zu einem sehr sehenswerten Wasserfall bei Ordesa. Dabei war auch der Weg das Ziel, denn an diesem Tag konnten wir die ganze Schönheit und Urwüchsigkeit der Berge ungefiltert genießen, was mich sehr beeindruckte und faszinierte.

Insgesamt war die Summer School eine in vielen Punkten sehr interessante Veranstaltung mit vielen Möglichkeiten, über die gemeinsame Leidenschaft zu Petri-Netzen neue Erkenntnisse zu sammeln und interessante Kontakte zu Gleichgesinnten zu knüpfen.

Wer mag, kann auch gerne einen Blick auf meine Homepage werfen und damit an den von mir festgehaltenen Eindrücken teilhaben. Außerdem gibt es auch WWW-Seiten des MATCH-Projektes, auf denen neben allgemeinen Informationen zu dieser Summer School auch die gesamten Unterlagen zu finden und die Inhalte nachzulesen sind:
http://www.cps.unizar.es/deps/DIIS/MATCH/real_Home.html

Barbara Bennemann


bits-Redaktion
1998-12-14