bits-Home Globalhaushalt Inhalt Die Bücherecke Sommersemester 1995 Nr. 2 vom 28. Juni
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Die neuen in Stellingen

Einige von Euch haben wohl schon gerüchteweise von neuen Fachbereichen auf unserem Gelände gehört oder die Baustelle im Haus G bemerkt. Aber falsch gedacht: Dort wird keine römische Badewelt für Informatiker installiert. Statt dessen werden Räumlichkeiten für das Institut für Hygiene geschaffen. Das könnt Ihr auf dem Titel sehen. Übrigens ist links Prof. Fleischer und rechts Prof. Pfeifer.

Portrait von Prof. Fleischer Portrait von Prof. Pfeifer

Bild von der Baustelle in Haus G Wir, die rasenden Reporter der bits sind für Euch losgegangen und haben Exclusivinterviews mit den wichtigsten Männern der neuen Fachbereiche, Prof. Pfeifer (Institut für Hygiene) und Prof. Fleischer (Arbeitsbereich Biokybernetik), ergattert. Wir sind so gegen Mittag losgelaufen und haben uns ersteinmal in der Baustelle verlaufen, bevor wir auf Vertreter der Gattung Hygieniker trafen. Prof. Pfeifer, studierter Mainzer, gab uns bereitwillig Auskunft. Hier einige seiner Antworten:

Frage: ,,Womit beschäftigt sich eigentlich ein Hygieniker?``
Pfeifer: ,,Hygiene ist ein medizinisches Fach, daß sich mit der Problematik auseinandersetzt, Auswirkungen der Umwelt auf den Menschen, d.h. Krankheitsursachenerkennung und Beseitigung derselben. ... Dabei befassen wir uns ganz speziell mit der Erfassung von krebserzeugenden und erbgutverändernden Substanzen in Lebensmitteln, Wasser und Boden. ... Das zweite Thema womit wir uns befassen heißt: Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf das Immunsystem. Darauf sind wir nur deswegen gekommen, weil das ist sehr wichtig: Sie kennen doch Seveso, das Sevesogift? ``

,,Ja, klar!``
Pf: ,,... Ein Symptom war auch, daß das Immunsystem gestört wird. Das hat mich darauf gebracht zu fragen, EIDERDAUS, ist es nicht so, daß das Immunsystem ein viel feinerer Indikator ist für Schadstoffbelastung durch die Umwelt als irgendetwas anderes! ... ``

Im weiteren Gespräch erzählte er uns, daß er auch Unterricht für Informatiker gibt, natürlich mit Nebenfach Medizin. Studentenverkehr wird er jedoch hier in Stellingen erst im nächsten Jahr haben. Die von manchen erhoffte Multikulti-Atmosphäre, mit Belebung des Geländes durch Frauen, wird also noch auf sich warten lassen.
Bisher residiert Professor Pfeifer in einem provisorischen Büro im 1. Stock und wartet darauf, daß das Erdgeschoß fertig wird. Dann werden 40 Leute im Haus G arbeiten:

Pf: ,,Der vordere Teil des Gebäudes wird für 4,7 Millionen DM renoviert. ... ``

,,Was ist denn eigentlich Ihr Bild von Informatikern ? ``
Pf: ,,Das kann ich Ihnen ganz offen sagen, ich habe erhebliche Schwierigkeiten, mir das Bild des Informatikers genau darzulegen. Ich bin mir nicht darüber im Klaren, ob das nun Programmierer sind, die Programme schreiben, oder ob sie mehr Technik, Computertechnik, entwickeln wollen, so daß ich nie weiß ... ``

,,Wie ist es zu der Entscheidung gekommen, daß gerade das Institut für Hygiene hier einzieht ?``
Pf: ,, ... Das UKE platzt aus allen Nähten, so daß einzelne Institute außerhalb liegen, z.B. war ich in der Jungiusstr. ... und es gab lange Zeit die Suche nach einem Gebäude, wo ich untergebracht werden könnte, ... und eines Tages kam man auf den Trichter, hier in Stellingen draußen das Philips Gelände, ... das wa''re geeignet für die Hygiene und es gab die Entscheidung, daß ich da rein kam -- gegen den Willen des Fachbereichs Informatik.``

,,Aber sie sind damit zufrieden ? ``
Pf: ,,Ich krieg' 1000 Quadratmeter, wo kriegt man sonst 1000 Quadratmeter Laborfläche heutzutage noch ? ``

Soweit Prof. Pfeiffer ...
Kurz darauf bleibt das Band stehen und wir - ganz die Profis - merken nichts. Und das führt dazu, daß von unserem zweiten Gespräch, mit Prof. Fleischer vom Arbeitsbereich Biokybernetik, keinerlei Zitate der Nachwelt erhalten blieben.

Aus der Erinnerung aber wissen wir, daß auch Prof. Fleischer bisher so etwas wie eine One-Man-Show in Stellingen darstellt, neben ihm (er hat sein provisorisches Büro im Keller von Haus F) arbeiten noch 3 Diplomanden im Gebäude zwischen den Häusern F und G.
Gemeinsame Projekte mit dem Fachbereich Informatik sind bereits geplant: die Bio-Kybernetiker sind stark interessiert an einer Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Informatik. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar (Ist Bio-Kybernetik eine Alternative im Nebenfach? Findet das heraus ...).

Auf die Frage, ob auch Studierende der Biologie unseren Campus besuchen würden, rückte Prof. Fleischer irgendwann damit heraus, daß unter den BiologiestudentInnen wenig Interesse an der Spezialisierung auf Biokybernetik besteht. Prof. Fleischer freut sich vielmehr auf die Zusammenarbeit mit der Informatik.

Und nun zu der Frage, die uns mit Abstand am längsten beschäftigt hat: Was ist eigentlich Biokybernetik ? So wie wir das verstanden haben, beschäftigt sich ein Biokybernetiker mit rückgekoppelten Prozessen bzw. Steuerungs- und Regelungsvorgängen in der Biologie insbesondere des Menschen. Man nimmt die Umwelt wahr, reagiert darauf und verändert sie, nimmt auch diese Veränderung wahr und ... ratet mal, was passiert. Alles weitere hätte wahrscheinlich auch das Diktiergerät nicht mitgekriegt.

Ein mögliches Projekt kann z.B. die Entwicklung eines Wahrnehmungssystems für Blinde (ganz in LaForge Manier) sein. Sicher ein interessantes Fachgebiet also mit durchaus praktischem Nutzen.

Sollte jetzt jemand genauer wissen wollen, was denn Bio-Kybernetik eigentlich ist: Wir möchten Euch nur ungern belästigen mit unserer durchaus unscharfen Erinnerung an eine - vorsichtig ausgedrückt - ausführliche Erklärung seitens Prof. Fleischer; man bediene sich der Erzeugnisse der Firma Brockhaus oder ähnlicher.

Helge und Steven


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