Einige von Euch haben wohl schon gerüchteweise von neuen Fachbereichen auf unserem Gelände gehört oder die Baustelle im Haus G bemerkt. Aber falsch gedacht: Dort wird keine römische Badewelt für Informatiker installiert. Statt dessen werden Räumlichkeiten für das Institut für Hygiene geschaffen. Das könnt Ihr auf dem Titel sehen. Übrigens ist links Prof. Fleischer und rechts Prof. Pfeifer.
Wir, die rasenden Reporter der bits sind für Euch losgegangen und
haben Exclusivinterviews mit den wichtigsten Männern der neuen
Fachbereiche, Prof. Pfeifer (Institut für Hygiene) und Prof.
Fleischer (Arbeitsbereich Biokybernetik), ergattert. Wir sind so gegen
Mittag losgelaufen und haben uns ersteinmal in der Baustelle
verlaufen, bevor wir auf Vertreter der Gattung Hygieniker
trafen. Prof. Pfeifer, studierter Mainzer, gab uns bereitwillig
Auskunft. Hier einige seiner Antworten:
Frage: ,,Womit beschäftigt sich eigentlich ein Hygieniker?``
Pfeifer: ,,Hygiene ist ein medizinisches Fach, daß sich mit
der Problematik auseinandersetzt, Auswirkungen der Umwelt auf den
Menschen, d.h. Krankheitsursachenerkennung und Beseitigung
derselben. ... Dabei befassen wir uns ganz speziell mit der
Erfassung von krebserzeugenden und erbgutverändernden Substanzen in
Lebensmitteln, Wasser und Boden. ... Das zweite Thema womit wir uns
befassen heißt: Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf das
Immunsystem. Darauf sind wir nur deswegen gekommen, weil das ist sehr
wichtig: Sie kennen doch Seveso, das Sevesogift? ``
,,Ja, klar!``
Pf: ,,... Ein Symptom war auch, daß das Immunsystem
gestört wird. Das hat mich darauf gebracht zu fragen, EIDERDAUS, ist
es nicht so, daß das Immunsystem ein viel feinerer Indikator ist für
Schadstoffbelastung durch die Umwelt als irgendetwas anderes! ... ``
Im weiteren Gespräch erzählte er uns, daß er auch Unterricht für
Informatiker gibt, natürlich mit Nebenfach Medizin. Studentenverkehr
wird er jedoch hier in Stellingen erst im nächsten Jahr haben. Die
von manchen erhoffte Multikulti-Atmosphäre, mit Belebung des
Geländes durch Frauen, wird also noch auf sich warten lassen.
Bisher residiert Professor Pfeifer in einem provisorischen Büro im
1. Stock und wartet darauf, daß das Erdgeschoß fertig wird. Dann
werden 40 Leute im Haus G arbeiten:
Pf: ,,Der vordere Teil des Gebäudes wird für 4,7 Millionen DM renoviert. ... ``
,,Was ist denn eigentlich Ihr Bild von Informatikern ? ``
Pf: ,,Das kann ich Ihnen ganz offen sagen, ich habe
erhebliche Schwierigkeiten, mir das Bild des Informatikers genau
darzulegen. Ich bin mir nicht darüber im Klaren, ob das nun
Programmierer sind, die Programme schreiben, oder ob sie mehr Technik,
Computertechnik, entwickeln wollen, so daß ich nie weiß ... ``
,,Wie ist es zu der Entscheidung gekommen, daß gerade das
Institut für Hygiene hier einzieht ?``
Pf: ,, ... Das UKE platzt aus allen Nähten, so
daß einzelne Institute außerhalb liegen, z.B. war ich in der
Jungiusstr. ... und es gab lange Zeit die Suche nach einem
Gebäude, wo ich untergebracht werden könnte, ... und eines Tages
kam man auf den Trichter, hier in Stellingen draußen das Philips
Gelände, ... das wa''re geeignet für die Hygiene und es gab die
Entscheidung, daß ich da rein kam -- gegen den Willen des
Fachbereichs Informatik.``
,,Aber sie sind damit zufrieden ? ``
Pf: ,,Ich krieg' 1000 Quadratmeter, wo kriegt man
sonst 1000 Quadratmeter Laborfläche heutzutage noch ? ``
Soweit Prof. Pfeiffer ...
Kurz darauf bleibt das Band stehen und wir - ganz die Profis - merken nichts.
Und das führt dazu, daß von unserem zweiten Gespräch, mit Prof. Fleischer
vom Arbeitsbereich Biokybernetik, keinerlei Zitate der Nachwelt erhalten
blieben.
Aus der Erinnerung aber wissen wir, daß auch Prof. Fleischer bisher
so etwas wie eine One-Man-Show in Stellingen darstellt, neben ihm (er
hat sein provisorisches Büro im Keller von Haus F) arbeiten noch 3
Diplomanden im Gebäude zwischen den Häusern F und G.
Gemeinsame Projekte mit dem Fachbereich Informatik sind bereits
geplant: die Bio-Kybernetiker sind stark interessiert an einer
Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Informatik. Auch der umgekehrte
Fall ist denkbar (Ist Bio-Kybernetik eine Alternative im Nebenfach?
Findet das heraus ...).
Auf die Frage, ob auch Studierende der Biologie unseren Campus besuchen würden, rückte Prof. Fleischer irgendwann damit heraus, daß unter den BiologiestudentInnen wenig Interesse an der Spezialisierung auf Biokybernetik besteht. Prof. Fleischer freut sich vielmehr auf die Zusammenarbeit mit der Informatik.
Und nun zu der Frage, die uns mit Abstand am längsten beschäftigt hat: Was ist eigentlich Biokybernetik ? So wie wir das verstanden haben, beschäftigt sich ein Biokybernetiker mit rückgekoppelten Prozessen bzw. Steuerungs- und Regelungsvorgängen in der Biologie insbesondere des Menschen. Man nimmt die Umwelt wahr, reagiert darauf und verändert sie, nimmt auch diese Veränderung wahr und ... ratet mal, was passiert. Alles weitere hätte wahrscheinlich auch das Diktiergerät nicht mitgekriegt.
Ein mögliches Projekt kann z.B. die Entwicklung eines Wahrnehmungssystems für Blinde (ganz in LaForge Manier) sein. Sicher ein interessantes Fachgebiet also mit durchaus praktischem Nutzen.
Sollte jetzt jemand genauer wissen wollen, was denn Bio-Kybernetik eigentlich ist: Wir möchten Euch nur ungern belästigen mit unserer durchaus unscharfen Erinnerung an eine - vorsichtig ausgedrückt - ausführliche Erklärung seitens Prof. Fleischer; man bediene sich der Erzeugnisse der Firma Brockhaus oder ähnlicher.
Helge und Steven