Der Titel klingt zwar nicht gerade hitverdächtig, aber trotzdem dachte ich
mir, ein Blick könnte nicht schaden....
Die häufigste Reaktion auf solche Bücher ist, daß man sich beim Lesen
entweder sagt ,,das mache ich doch schon immer so`` oder ,,na, das klingt ja
esoterisch`` Meine Reaktionen gehören meistens zur ersten Kategorie, ich finde
nur wenige der Aussagen spektakulär. Ich sehe aber den Vorteil der Bücher
über das Lernen darin, daß sie implizite Verhaltensmuster bewußt machen und
damit einen effizienteren Einsatz ermöglichen.
Das erste Kapitel (Wie das Gedächtnis arbeitet) und die erste Hälfte des
zweiten Kapitels (Lernverhalten und Prüfungen) bieten nichts Neues.
Dort stehen die üblichen Aussagen zu diesen Themen. Die Gegenüberstellung
von Reduktion und Elaboration als Lernaktivitäten im zweiten Kapitel haben
mich aber richtig neugierig auf den Rest des Buches gemacht. Die Kapitel 3
(Bildhafte Vorstellung), 4 (Lerntechniken für Zahlen, Buchstaben und Namen) und
5 (Organisation des Lernstoffs) sind dann auch tatsächlich richtig gut! Ich
habe einige der dort präsentierten Tips gleich mal ausprobiert und muß sagen,
es gibt nichts überzeugenderes, als ein Erfolgserlebnis. Auch Kapitel 6 (Tiefe
der Verarbeitung) und 7 (Lernen durch Analogiebildung) sind sehr interessante
Kapitel, aus denen sicher jeder einiges ,,mitnehmen`` [ich versuche, das Wort
,,lernen`` zu vermeiden] kann.
Bei der Beschreibung von Suggestopädie oder Superlearning, dem die Autoren
Kapitel 8 gewidmet haben, wird man das Gefühl nicht los, daß sie selbst nicht
so begeistert von dieser Methode sind. Dies ist also einer der eher esoterischen
Ansätze...
Das letzte Kapitel (Lernen, Angst und Kränkung) und die abschließende
Bemerkung werden sicher den ein oder anderen zur Selbstanalyse anregen. Sie
runden das Buch ganz gut ab.
Noch einiges zur Gestaltung:
Die Kapitel wurden übersichtlich gehalten und Kernaussagen für die, die es ganz eilig haben, hervorgehoben.
Einige Zitate fand ich unglücklich gewählt und die Illustrationen sind auch nicht gerade ansprechend.
Dafür rechne ich den Autoren aber positiv an, daß sie weitgehend auf
langweilige Übungen, wie man sie in ähnlichen Büchern findet, verzichtet
haben. Wer hat schon Lust, eine Lerntechnik an einer völlig nutzlosen
Textpassage auszuprobieren?
Auf die ,,Verkaufsmasche``, die verschiedenen Strategien übertrieben positiv
darzustellen oder den Text zu humorvoll zu gestalten sind die Autoren auch nicht
verfallen. Trotzdem haben sie es geschafft, das Thema spannend rüberzubringen
und ich bin, wie Ihr sicher schon gemerkt habt, von diesem Buch begeistert.
Euch kann ich nur empfehlen: ,,Ein Blick kann nicht schaden...``
bt.
WERNER METZIG, MARTIN SCHUSTER
Lernen zu lernen
275 Seiten, 4. Auflage, 1998 Springer Verlag
ISBN 3-540-64658-2