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Ein Praktikum sollte eigentlich jedeR machen? Ja, hab' ich mir auch gedacht.
Und dann hab' ich zuerst mal wieder ein Semester studiert.
Ich hab' mal andere Studenten befragt, und die haben mir von ihren
Erfahrungen erzählt. Und ich hab mir gesagt, naja dieses Semester ist
ja zu spät, aber vielleicht nächstes. Dann, es war im letzten Sommer,
bin ich beim Surfen im Internet über eine Seite gestolpert:
Hier einfach per Web-Formular bewerben. Mehr aus Spaß hab ich dann meine
Daten eingetragen, und am Schluß einfach auf <submit> gedrückt
(Mehr als ablehnen können sie ja nicht.).
Dann zog es sich zuerst einmal hin. Im November hab ich dann nachgefragt,
und drei Tage später befand ich mich bei einem Bewerbungsgespräch
im Werk vier von Hewlett Packard Böblingen.
Das Resultat war sehr erfreulich, und das ist dann auch der Grund,
warum ich die letzte Woche des WS 97/98 geschwänzt habe:
Praktikum im befreundeten Ausland: Böblingen in der Nähe
von Stuttgart, Schwaben-Länd(le).
Das Praktikum war sehr interessant. Ich war in einer Abteilung eingesetzt,
die einen Computer-Chip-Tester konstruiert und weiterentwickelt.
Ich wurde dort sehr nett aufgenommen, und schon bald hatte ich
das Gefühl, ein richtiger HPler zu sein. Positiv muß ich anmerken, daß
in der Europa-Zentrale von HP nicht Landessprache (schwäbisch), sondern
hochdeutsch und englisch gesprochen wird.
Der HP-Way gilt nicht nur für Mitarbeiter sondern auch für Praktikanten,
und das bedeutet, daß man die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten
hat, wie ein Festangestellter.
Am besten beschreibe ich einmal einen typischen Arbeitstag:
- ca 7:30 UhrIch komme in die Abteilung. Ich bin beinahe der erste,
denn irgendwie sind alle Leute hier Langschläfer. Auf meine
Arbeitszeit muß ich hier selbst aufpassen. Es gibt keine Stechuhren.
Jeder kommt, wann er lustig ist, und geht, wenn er genug gearbeitet hat.
Da ist die Gefahr groß, daß man zu lange arbeitet. Aber jeder hat da
so seinen eigenen Weg. Ich hol' mir zuerst einen Tee. Dafür gehe ich einmal
quer durch das Großraumbüro, weil die eine Teemaschine kaputt ist.
Dann lese ich kurz Mail, und das Logfile meines Compilerdurchlaufs.
Der braucht, um alles zu compilieren ca. 1 Tag, das ist zu lange und
darum soll ich jetzt die Geschwindigkeit verbessern. Leider sind da
noch ziemlich viele Bugs drin.
- 8:45 Uhr Frühstückspause, einige haben sich losgerissen und
unterhalten sich über das letzte Fußballspiel (ich hab keine Ahnung von
Fußball).
- 9 Uhr Inzwischen sind die meisten da, das ist gut,
denn für einige Bugs benötige ich die Hilfe von den
Ownern
1
der Dateien. Ich mache eine Runde und erfahre sehr viel Neues.
Das Gute an dem Großraumbüro ist: Sobald du dich hingestellt hast, kannst
du sehen wie lang die Schlange bei deinem Betreuer ist. Im Moment ist sie mir
zu lang.
- 11 Uhr Mein Kollege vom (G)UI Team ist auch gerade erschienen.
Er ist das Gegenteil von mir (zumindest was die Arbeitszeit angeht),
außerdem würde er den Chiptester am liebsten auf 'nem Mac programmieren.
- 12:30 Uhr Ich reiße mich vom Bildschirm hoch, denn irgendwie hab' ich
HUNGER. Die Kollegen bei mir um die Ecke brauchen noch 5 Minuten, um sich
auch loszureißen. Gemeinsam gehen wir in die Cafeteria
2
Nach dem Essen mache ich noch einen 10-Minuten-Spaziergang, auf dem ich
mich mit meinen Kollegen über die Unfähigkeit von M****soft unterhalte.
- 14 Uhr Es findet ein Team-Meeting statt. Das passiert so ungefähr
jede Woche
3
Martin, mein Chef
4,
erzählt, wie das ,,Produkt'' beim Kunden
läuft. Und jedeR erzählt, was sie/er, so gemacht hat, und was wohl als
nächstes erledigt wird. Zusätzlich zum Team-Meeting gibt es noch
ca. 10 andere Versammlungen, in denen, die HPler erfahren, was gerade
auf Managment-Level passiert. Das ist so, daß eigentlich jeder weiß,
welche Probleme die Abteilung/HP hat, und wie dagegen angekämpft werden soll.
Auch Praktis dürfen/sollen zu diesen Treffen erscheinen.
- 15:30 Uhr
Ich bin einmal durch alle Gebäude zum Prakti-Sprecher-Treffen gegangen.
Prakti-Sprecher ist sowas wie ein Klassensprecher in der Schule.
Wir planen einen Praktikantentag. Anschließend (ca.17 Uhr) fahre ich nach
Hause.
So, das war ein Tag. Natürlich war jeder Tag irgendwie anders,
aber ich denke, es ist ein kleiner Einblick.
Jetzt ist mein Praktikum schon wieder 3 Monate her. Alles in allem
würde ich sagen: Ich weiß jetzt, worauf ICH beim Bewerben achten werde
(wenn ich denn irgendwann einmal ein Diplom haben werde), und ich kann
mich dem Heer der Leute anschließen, die sagen: ,,Ein Prkatikum sollte
eigentlich jedeR machen''.
Aber halt, ich bin noch nicht ganz fertig. Ich will Dir nämlich noch
verraten, daß ich immer noch für HP tätig bin. Nein, ich habe keine
Standleitung nach Böblingen. HP (oder speziell die Personalabteilung von HP)
hat ein Interesse an Praktikanten. Es gibt eine Regel, die sagt, daß ca.
2/3 der Neueinstellungen vorher ein Praktikum bei HP gemacht haben sollen.
Nun ist der ,,Markt'' ja ziemlich leergefegt, und da hat HP uns Praktis
gefragt, ob wir nicht an der UNI ein wenig Werbung machen können und
HP erzählen können, was gerade an unserer UNI so passiert.
Genau das ist meine Aufgabe: Hochschulkontakt heißt das Ganze.
Meine Aufgabe ist, Studierende über HP zu informieren,
und HP über Aktionen an der UNI zu informieren. Mal sehen, vielleicht kann
ich ja auch etwas Sponsoring für die UNI rausschlagen.
Als erste Aktion möchte ich die Prima (Praktikums-Informations-Mappe) im
Internet wiederbeleben.
Wenn du mir dabei helfen möchtest und/oder eine Beratung zum Thema
Praktikas haben möchtest, schick mir einfach 'ne Mail.
Sven Anders
bits-Redaktion
1998-12-14