Das gut 400seitige Werk von Arnold Klingert widmet sich ganz speziell dem Thema der graphischen Benutzungsoberflächen. Das Buch gliedert sich dabei in zwei Hauptteile: Den theoretischen Konzepten im ersten und den praktischen Realisierungen im zweiten Teil.
Im ersten Teil erfährt der Leser alles über Aufgaben und Architektur von Fenstersystemen, verteilten Fenstersystemen, graphischen Standards wie z.B. GKS oder PHIGS, und den UIMS (User Interface Management System). Dabei wird glücklicherweise nicht zu tief in die Interna eingegangen; Algorithmen zum Clipping oder ähnliches wird man hier nicht finden. Das ist auch gut so, denn dies läßt sich in Graphikbüchern besser plazieren und behandeln.
Wie diese Konzepte und Ideen in reale Systeme umgewandelt werden, erfährt man im zweiten Teil. Hier werden die Fenstersysteme von Windows 3.1, dem Presentation Manager (OS/2), X und NeWS vorgestellt und miteinander verglichen. Der Vergleich wird dabei nicht nur über die im ersten Teil erstellten Anforderungen an ein Fenstersystem gezogen, sondern auch sehr praxisnah an der beispielhaften Programmierung eines Dialoges. Dabei wird einem sehr schnell die Ähnlichkeit der Systeme deutlich, gleichen sich doch die Namen der Betriebssystemfunktionsaufrufe sehr. Nur die Programmierung von NeWS über Postscript fällt anfangs deutlich auf; macht letztendlich aber doch das Gleiche.
Fazit: So erfreulich es ist, nun ein deutschsprachiges Buch zu
haben, das sich ausschließlich dem Thema graphischer
Benutzungsoberflächen widmet (und nicht ein kurzes Kapitel in einem
einführenden Softwareergonomie-Buch ist), so erschreckend war für mich
jedoch der Sprachstil. Zwar wurde zu englischen Begriffen immer eine
deutsche Übersetzung angegeben, aber wenn ich dann von
,,Fenstermontierer`` (window manager) lese, kommt mir doch das kalte
Grausen. Anderseits frage ich mich dann aber auch, warum ständig die Rede
von ,,Computer Graphik`` und nicht von ,,Computergraphik`` ist.
Und auch die Umsetzung deutscher Begriffe ins Englische ließ mich immer
erschaudern, z.B. ,,Zeigerinstrument (engl. Pointer Device Cursor)``. Ich
dachte immer, daß im Englischen die meisten Wörter klein geschrieben
werden. Bei ,,schnelles Programmer's Feedback`` (S. 176, 2. Absatz) hatte
ich dann aber endgültig genug, da der Ärger über die Sprache
schließlich größer als der Informationsgewinn war. Schade.
Fin Schuppenhauer
ARNOLD KLINGERT
Einführung in Graphische Fenstersysteme
Springer, 426 Seiten, DM 69,-
ISBN 3-540-58818-3