Wie bekommt nun ein findiger Informatiker heraus, was hier mit Ingres gemeint war? Er könnte eine CD-ROM einschmeißen, im WorldWideWeb warten oder ein gedrucktes Lexikon zu Rate ziehen. Ich entschied mich für letzteres und fand in wenigen Sekunden heraus: Jean Auguste Dominique Ingres war ein französischer Maler des frühen 19. Jahrhunderts, der vor allem wegen seiner Bleistiftzeichnungen und seiner weiblichen Akte Berühmtheit erlangte.
Wie lange hätte ich gebraucht, um das im WWW herauszufinden? Kiste einschalten, Modemverbindung herstellen, Suchmaschine konsultieren usw. Mit dem guten alten Lexikon in Buchform ging es jedenfalls in Sekunden: ,,Meyers Taschenlexikon in 12 Bänden`` ist soeben neu erschienen und mit 138,- DM auch für den studentischen Geldbeutel noch erschwinglich. Mit rund 100.000 Stichwörtern bietet das immerhin 3960 Seiten umfassende, durchgehend farbige Werk ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kurzinformation und umfassenden Übersichtsartikeln. Das Werk der renommierten Meyers Lexikonredaktion ist gerade wegen seiner gedruckten Form eine Alternative zu der deutschsprachigen Version der Multimedia-Enzyklopädie Encarta (auf CD-ROM) aus dem Hause Microsoft, einer Firma, die sich bisher am wenigsten durch Sorgfalt ausgezeichnet hat, wobei man gerade auf diese Eigenschaft bei einer Lexikonredaktion am wenigsten verzichten möchte.
Daß die CD-ROM Edition eines Nachschlagewerkes bei der täglichen Arbeit nicht unbedingt eine Hilfe sein muß, beweist der neue Duden auf CD-ROM. Auf der sündhaft teuren Plastikscheibe (78,- DM gegenüber 38,- DM für die gedruckte Ausgabe) befinden sich die aktuelle 21. und die 20. Auflage sowie ein Suchprogramm. Bei jedem Programmstart überprüft das Suchprogramm, ob die CD-ROM im Laufwerk liegt. Das erschwert zwar die unzulässige zeitgleiche Benutzung auf mehreren Rechnern, behindert aber andererseits auch die Handhabung derart stark, daß vom Kauf abgeraten werden muß. Enttäuschend ist besonders, daß neuere Informatikmethoden, wie etwa Hyperlinks nicht zum Einsatz kommen. Eine weitere Schwäche ist die mangelhafte Integration in gängige Textverarbeitungsprogramme: Es gibt zwar die Möglichkeit, daß Suchprogramm aus einer Textverarbeitung heraus per Hotkey zu starten, um ein Wort nachzuschlagen, weiter geht die Benutzungsfreundlichkeit jedoch nicht.
Erst wenn der Duden als Wörterbuch vollständig in die Textverarbeitung integriert ist und ihr bei der Rechtschreibprüfung als Grundlage dient, kämen die Vorteile einer elektronischen Version überhaupt zum Tragen. Wer trotzdem neugierig auf einen elektronischen Duden ist, dem sei der URL verraten: http://www.duden.bifab.de.
Vorerst aber gilt: Mit der gedruckten Version ist man billiger und besser bedient als mit dem Kauf der CD-ROM. Bei Rückgabe einer Altauflage und gleichzeitigem Neukauf bekommt man beim Buchhändler sogar bis zu 8,- DM angerechnet.
Klaus Steinfatt